Wir über uns

Vorwort

Die folgenden Ausführungen sind in Abschnitten dem Vortrag unseres verstorbenen Ehrenvorsitzenden, Herrn Dipl.-Ing. Wilhelm Venitz (+27.05.1995), anlässlich der Feierstunde zum 40jährigen Bestehen unserer Vereinigung am 17. März 1990 in der Saarlandhalle in Saarbrücken wörtlich entnommen.
Dieser Vortrag wurde in der St. Barbarafestschrift des Jahres 1990 abgedruckt. Um die Verbindung von 1990 bis in die heutige Zeit zu knüpfen, sind die Ausführungen mit weiteren Daten unserer Vereinigung von mir ergänzt worden.

Reinhard MARIAN
Ehrenvorsitzender

… und so hat alles angefangen

Wenn man auf die Gründung unserer Vereinigung zu sprechen kommt, muss man sich der damaligen Umstände erinnern. Der zweite Weltkrieg war zu Ende, die gesamte Wirtschaft unseres Landes lag danieder. Politisch war das Saarland von der Bundesrepublik Deutschland abgekoppelt und überwiegend dem französischen Wirtschafts- und Währungsraum angeschlossen. Der Steinkohlebergbau der Saar wurde langsam aber stetig unter französischer Verwaltung in Gang gesetzt. Die aus dem Krieg und der Gefangenschaft heimkehrenden Bergleute und Aufsichtspersonen begannen mit der hier verbliebenen Notbelegschaft den Aufbau der Saargruben.

Die in Not und Elend bewährte Kameradschaft sollte auch in berufsständischer Kameradschaft fortgesetzt werden, wie eh und je die altbewährte Kameradschaft als Gefahrenkameradschaft zwischen Bergleuten gepflegt wurde. Und so gingen die ersten Impulse, besonders von dem damaligen Bergschullehrgang 1944/46 – 47 mit dem Verschicken eines ersten Satzungsentwurfes am 09.08.1947 aus.
Aber erst während des ersten Oberklassenlehrganges 1948/49 (später Betriebsführerlehrgang bzw. Betriebsführerseminar) wurde der Gedanke wieder aufgenommen, die damaligen Bergschulabsolventen in einer Vereinigung zusammen zu schließen. Die Lehrgangsteilnehmer dieser Oberklasse und Teilnehmer anderer Bergschullehrgänge ergriffen die Initiative, um einen vorbereitenden Ausschuss für die Gründung der Vereinigung ehemaliger Schüler der Bergschule zu Saarbrücken zu berufen. Diesem Ausschuss gehörten die Herren Köhl, Paulus, Bayer, Lang, Dillmann, Pitz und Wendel an. Tatkräftig wurden sie von dem Direktor der Bergschule und Direktor der Saarbergwerke AG, unserem langjährigen Ehrenvorsitzenden, Herrn Dipl.-Ing. Konrath (+11.06.1982) unterstützt.

Die Vereinsgründung wurde am 06.09.1949 beim Oberbürgermeister der Stadt Saarbrücken beantragt. Hierzu musste die vorläufige Satzung in deutscher und in französischer Sprache eingereicht werden. Am 22.11.1949 wurde die vorläufige Genehmigung zur Abhaltung der Gründungsversammlung für den 29.01.1950 beantragt. Diese Genehmigung erfolgte am 21.01.1950. Es wurde zur Auflage gemacht, dass nur Personen teilnehmen durften, die in Besitz eines saarländischen Personalausweises waren.

Die Gründungsversammlung konnte nun endlich am Sonntag, dem 29. Januar 1950, nachmittags um 15.00 Uhr, im Lokal „Keglerheim“ in Saarbrücken durchgeführt werden. Während der Dauer dieser Versammlung war ein Polizeibeamter im Lokal.
Zur Gründung dieser Vereinigung waren 64 ehemalige Bergschüler, einschließlich der sieben Ausschussmitglieder, erschienen. Da die Satzung in einigen Punkten der Versammlung unklar war, wurde eine Überarbeitung dieser Satzung beantragt und die Änderung einem Ausschuss übertragen. Daher konnte auch nur ein vorläufiger Vorstand gewählt werden. Dieser setzte sich aus folgenden Herren zusammen:

 

Präsident
Vizepräsident
1. Schriftführer
2. Schriftführer
1. Kassenverwalter
2. Kassenverwalter
Heinrich Paulus
Johann Köhl
Franz Pitz
Alfred Lang
Philipp Bayer
Heinrich Wendel

 

Noch bis ins hohe Alter war der damalige 2.Schriftführer Alfred Lang (*12.08.1916) in mehreren Positionen beim Ring Deutscher Bergingenieure e.V. und zuletzt als Mitglied des Erweiterten Vorstandes bei der Vereinigung Saarländischer Bergingenieure e.V. tätig. Bei der St. Barbarafeier am 09. Dezember 2006 wurde er in der Stadthalle in Püttlingen zum Ehrenmitglied der Vereinigung Saarländischer Bergingenieure e.V. ernannt. Er verstarb am 24.04.2015 im Alter von 98 (!) Jahren

Der Mitgliedsbeitrag wurde auf 50,-ffrs pro Monat festgelegt. Die Eintragung in die Teilnehmerliste galt als Aufnahmeerklärung. Mit einer Sammlung wurden gemeinsam 9.300 ffrs. eingenommen und als erster Kassenbestand verbucht.

Am 23. April 1950 fand die nächste Hauptversammlung im Lokal „Treffpunkt“ in Saarbrücken statt. Hier wurde die überarbeitete Satzung endgültig verabschiedet. Der Geschäftsführende Vorstand wurde einstimmig bestätigt, lediglich wurde anstelle von Kamerad Heinrich Wendel, der sein Amt zur Verfügung gestellt hatte, als 2. Kassenverwalter Jakob Richter gewählt. Des Weiteren wurde beschlossen, die Vereinigung als eingetragenen Verein beim Amtsgericht eintragen zu lassen. Die Vereinigung hatte da schon 366 Mitglieder in ihren Reihen.

Am 08.08.1950 teilte die Verwaltung der Stadt Saarbrücken mit, dass das „Hohe Kommissariat der französischen Republik im Saarland“ die Vereinigung der ehemaligen Schüler der Bergschule zu Saarbrücken genehmigt und unter der Nummer E 321 eingetragen hat.

Die Eintragung beim Amtsgericht Saarbrücken als eingetragener Verein erfolgte am 23.10.1951 unter der Nummer 17 / VR 503.

Ende 1954 wurden die ersten Kontakte zum Ring ehemaliger Bergschüler (ReB) in Essen aufgenommen, der parallel zu unserer Vereinigung Anfang Mai 1949 für die Bundesrepublik Deutschland in Essen gegründet wurde. Da das damalige saarländische Vereinsgesetz unserer Vereinigung nicht erlaubte, Mitglied im ReB zu werden, wurde eine Arbeitsgemeinschaft „Saar“ ins Leben gerufen. Ab Mai 1955 konnten unsere Mitglieder dadurch die Zeitschrift „bergbau“ des ReB, dem späteren RDB, beziehen.

In diese Zeit fallen auch die ersten Versuche, Betriebserfahrungsaustausche mit anderen Bezirksvereinen durchzuführen.

Am 23. Oktober 1955 fanden die Wahlen über das Saarreferendum statt, und am 1.Januar 1957 wurde der politische Anschluss des Saarlandes an die Bundesrepublik vollzogen.

Im Rahmen unserer 1. St. Barbarafeier am Sonntag, 02.12.1956 im Johannishof in Saarbrücken erfolgte durch den damaligen 1. Vorsitzenden des ReB, Herrn Berghauptmann Dr. Funder, die feierliche Übernahme der Vereinigung als selbständiger Bezirksverein Saar in den Ring ehemaliger Bergschüler. Zu dieser Feier erschien zum ersten Mal unsere Festschrift. Die Mitgliederzahl war auf 558 angewachsen.

Bei dem großen Grubenunglück am 07.02.1962 auf der Grube Luisenthal kamen auch vier Mitglieder unserer Vereinigung um Leben. Dieser Schicksalsschlag lähmte damals die Vereinstätigkeit sehr gravierend. Die Betriebserfahrungsaustausche sowie das Sommerfest wurden eingestellt. Nur die St. Barbarafeier wurde weiter gefeiert. Die Mitgliederzahl hat sich trotz dieser Rückschläge bis zum Jahresende 1962 auf 856 erhöht.

Am 27.11.1964 wurde mit dem Erlass des Ministers für Kultus, Unterricht und Volksbildung die Bergingenieurschule genehmigt und von der Saarbergwerke AG (gegründet am 01.Oktober 1957) eingerichtet. 1967 verließen die ersten vom Oberbergamt graduierten Ingenieure die Schule. Graduierung und die Möglichkeit der Nachgraduierung hatten in vielen Verhandlungen und Schreiben an Minister und politische Parteien einen tüchtigen Mitstreiter in dieser gemeinsamen Sache, unser verstorbenes Mitglied Oskar John. Er war der Vater dieses ersten Erfolges. Bis in die 90er Jahre hat sich Oskar John intensiv um die Belange der Vereinigung gekümmert. Er verstarb am 05. Mai 1992. Postum sei ihm für seinen Fleiß und sein Einsatz auch von den heutigen Mitgliedern gedankt.
Bis Anfang 1990 konnten somit schon über 1800 Personen vom Oberbergamt nachgraduiert werden.

Im Jahre 1966 konnte die Bergingenieurschule (frühere Bergschule zu Saarbrücken) ihr 150jähriges Bestehen in einem großen Festakt im damaligen Stadttheater (heute Staatstheater) feiern. Vertreter aller Ingenieurschulen und Bergschulen der Bundesrepublik Deutschland waren an diesem Tag zu Gast an der Saar.

Mitte der 80er Jahre wurde eine neue Standortbestimmung der Schule notwendig, die dem Fachhochschulgesetz des Saarlandes entsprach.
In fast 4 Verhandlungsjahren hatten es die entsprechenden Stellen der Saarbergwerke AG und dem Kultusministerium geschafft, einen tragbaren Kompromiss zu konstruieren.

Einen besonderen Dank muss auch heute noch den Vertretern des Kultusministeriums, dem damaligen Arbeitsdirektor der Saarbergwerke AG, Herrn Kurt Obijou (+21.11.1997) und dem damaligen Direktor der Bergingenieurschule und Architekten der Umwandlung zur Fachhochschule für Bergbau, Herrn Dr. Jürgen Leonhardt (+04.11.1996), entrichtet werden. Bei den gemeinsam erarbeiteten Inhalten des Fachhochschulgesetzes wurde eine Nachdiplomierung für die Absolventen der Vorgängerschulen ebenfalls ermöglicht.
Als Schirmherr der St. Barbarafeier am 02.12.1989 in der Saarlandhalle in Saarbrücken, konnte der damalige Minister für Kultus, Bildung und Wissenschaft, Herr Prof. Dr. Breitenbach diese frohe Kunde den Mitgliedern unserer Vereinigung überbringen. Dieser Erfolg ließ die Mitgliederzahl in der Vereinigung bis 1994 sogar über die Marke von 1.300 ansteigen.

1992 wurde in einem Arbeitskreis der aus Mitgliedern des Geschäftsführenden- sowie des Erweiterten Vorstandes bestand, eine neue Satzung für die Vereinigung erarbeitet. Der neue Name „Vereinigung Saarländischer Bergingenieure e.V.“ wurde durch ein starkes Mitglieder-votum getragen und erstmals erschien auch unsere St. Barbarafestschrift 1992 unter diesem Namen.

Kohlepolitisch war die Zeit ab 1990 bis heute von tiefen und schmerzlichen Einschnitten im Saarbergbau geprägt. Die Bergwerke Camphausen, Reden, Göttelborn, Luisenthal und Warndt sind in nur 15 Jahren von der saarländischen Landkarte als Förderstandorte verschwunden und am 30.06.2012 wurde beim Bergwerk Saar der RAG Deutsche Steinkohle AG in Ensdorf als letztes Steinkohlebergwerk, die Förderung eingestellt. Somit endete nach über 250 Jahren strukturiertem Bergbau eine Ära dieses Bundeslandes.
Mit diesem vorbestimmten Ende des Bergbaus an der Saar sind in den letzten 20 Jahren über 30.000 Arbeitsplatze im Bergbau und der Zulieferindustrie weggebrochen und verloren gegangen. Damit natürlich auch die Arbeitsplätze und die Ausbildungsstätte für Führungskräfte im Bergbau.

1995 wurden, ähnlich wie in der Mitte der 60er Jahre, die Absolventen der Fachhochschule für Bergbau in den Betrieben als Angestellte nicht übernommen. Die Schließung der Bergwerke Camphausen und Reden waren in dieser Zeit die auslösenden Momente. Es herrschte ein Überangebot an gut ausgebildeten Führungskräften.
Dies hatte zur Folge, dass die überwiegende Zahl unserer jungen Mitglieder der Vereinigung den Rücken kehrten und die Mitgliederzahl innerhalb von nur 5 Jahren wieder unter 1000 fiel.

Mitentscheidend war auch ein weiteres Datum in unserer Vereinsgeschichte. Am 17. Oktober 1997 wurden die letzten 18 Diplomingenieure der Fachrichtungen Maschinenbau, Elektrotechnik und Bergtechnik an der Fachhochschule für Bergbau in Saarbrücken in das Berufsleben verabschiedet. Damit hatte die Ausbildung von angehenden Führungskräften an der Fachhochschule für Bergbau und ihren Vorgängerschulen nach über 180 Jahren ein Ende gefunden. Des Weiteren trugen weitreichende politische Entscheidungen im Deutschen Steinkohlenbergbau, an der Saar besonders beschleunigt durch Erderschütterungen auf dem Bergwerk Saar (Ensdorf, am 28.02.2008) zum endgültigen AUS des Steinkohlenbergbaus bei. Das letzte Steinkohlenbergwerk (Bergwerk Saar) in Ensdorf wurde am 30.Juni 2012 unter großem Anteil der Bevölkerung stillgelegt: Zwangsläufig führte dies zu einem weiteren Mitgliederschwund in der VSB e.V..

Mit rund 600 Mitgliedern ist die Vereinigung Saarländischer Bergingenieure aber auch heute noch eine starke berufsständische Verbindung und in der Pflege und Umsetzung ihrer Ziele sehr lebendig. Bei technischen Vorträgen, Befahrungen, Betriebserfahrungsaustauschen sowie bei der Sommerfahrt und letztendlich zum Jahresabschluss bei der St. Barbarafeier können übers Jahr mehr als 800 Teilnehmer gezählt werden.

All den genannten und ungenannten Kameraden, die trotz widriger äußerer kohlepolitischer Randerscheinungen zu dieser Vereinigung der Saarländischen Bergingenieuren standen, ehrenamtliche Aufgaben beim Aufbau übernahmen und die Vereinigung getragen haben, sei postum von dieser Stelle herzlich gedankt. Ebenso ein herzliches Dankeschön den heutigen Mitgliedern für die Hilfe, die Unterstützung in vielen ehrenamtlichen Tätigkeiten und die Treue zu unserer Vereinigung der Saarländischen Bergingenieure e.V. im Ring Deutscher Bergingenieure e.V. (RDB).

Glückauf

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