65. VSB-Treff: Wärmedämmung und Sanierungsschäden

Foto: Werner Heider

Eintreffen der Teilnehmer zum 65. VSB-Treff

Es war wieder recht spannend am Sonntag, 21.02.2016 bei dem Vortrag von Architekt Dipl.-Ing. Andreas Kuhn.

Die Überschrift „Wärmedämmung und Sanierungsschäden“ wies eigentlich nur auf zwei von mehreren Punkten hin, die Andreas Kuhn an diesem Morgen durchleuchtete. Es ging weiter mit den Themen Innendämmung, Lüftung, Anlagentechnik, Förderprogramme und Nachrüstpflichten. Also ein richtig großes geschnürtes Paket.

Noch zwei Sätze zu Architekt Andreas Kuhn: Seit 10 Jahren legt er seine Schwerpunkte auf den energieeffizienten Wohnhausbau, auf energieeffiziente Sanierungen, auf Energieberatung Wohnen und Nichtwohnen, auf Wärmebrückenberechnung und auf Beratung von Architektenbüros.

Im ersten Teil seines Vortrages stellte Andreas Kuhn die Systemveränderungen der Heizungsanlagen dar. Offene Kamine und Öfen in mehreren Zimmern dienten in den letzten Jahrzehnten als Abluftanlagen und Luftumwälzer.

Demgegenüber stehen heute geschlossene Heizungssysteme mit Heizkörpern in den Zimmern und oft in vielen Fällen, Altbausanierungen mit einem Rundumpaket neuer Fenster und wenig Luftaustausch. Wir bauen uns selbst ein Heim für einen zusätzlichen Bewohner den wir nicht wollen, den Schimmelpilz, erläuterte Andreas Kuhn und stieg mit einem Satz in diese Problematik ein, der einem nachdenklich machen sollte:

Es gibt in Deutschland eine große Menge von Paragraphen, Vorschriften und Richtlinien für richtige energetische Behandlung zum Einbringen und Verarbeitung von Dämmmaterialien zu den verschiedensten Untergründen der Bausubstanz. Besonders in der Altbausanierung sind viele Punkte zu beachten. Und da heute ja jeder ein Fachmann und die „Do It Yourself – Bewegung“ nicht zu stoppen ist, werden viele Fehler durch Unkenntnis und Nichtbeachtung begangen und bei der Sanierung schon mit eingebaut. Der Schimmelpilz schert sich nicht um Paragraphen und Richtlinien . . . . er kommt auch so . . . und vor allem bei ständiger hoher Luftfeuchtigkeit!

Luftumwälzungen bzw. Luftaustausch sind für viele ein Fremdwort bzw. nach angeblich optimaler Sanierung zum Fremdwort geworden. Ein systhematisches-, mehrfaches Lüften am Tag wird sehr oft als überflüssig empfunden und aus Trägheit, besonders mit dem falschen Wissen im Kopf, nicht getan. Und da die Fensterbänke meistens zugestellt sind mit Blumentöpfen und sonstigen Gegenständen, wird mal mit gekipptem Fenster kurz gelüftet. . . .und das war es dann auch schon für den Tag.

Ein fataler Fehler, wie Andreas Kuhn bei der Vorstellung einiger Schaubilder erklären konnte. Mit vorgeführten Berechnungsbeispielen zeigte er deutlich die Keimzellen. Wer weiß denn schon, dass in einer 100 m²-Wohnung, also rund 250 Kubikmeter umbauter Raum, die von einer 4 köpfigen Familie bewohnt wird, rund 7 Liter Feucht-eintrag /Tag anfallen, bei Duschen, Kochen und Wäschetrocknen etc. . .dieser Wert dann schon auf 11 Liter ansteigt und diese Feuchtigkeit bei nicht regelmäßiger Lüftung sich natürlich zu einem Großteil irgendwo ablagern muss. Meistens dort, wo Temperaturunterschiede es leicht ermöglichen, so z. B. in Nischen, kalten Wänden, hinter zu eng an den Wänden stehenden Möbeln, die die Luftzirkulation nicht zulassen.

Merke: Kalte Außenluft, die beim Lüften in den Innenraum gelangt, nimmt beim Erwärmen Feuchtigkeit auf, die mit der erwärmten Luft wieder durch Stoßlüften nach außen abgeführt werden kann. Bei kalter Außenluft kann im Innenraum – selbst bei Regenwetter – durch Lüftung eine Austrocknung (niedrige Feuchtigkeit) erzielt werden. Je kälter die Luft, desto mehr Wasser kann sie beim Aufwärmen aufnehmen. Haben wir das nicht schon mal in der Studienzeit gehört? Also macht es auch . . . aber anständig Lüften.. . .und am besten mehrmals täglich.

Also lüften wir aus drei Hauptmerkmalen heraus:

aus hygienischen Gründen, menschliche Ausatmungen und Kohlendioxidproduktion (dabei überhöhte CO2-Konzentrationswerte bei geschlossenen Schlafräumen, Fenster und Türen zu (!?)
aus Ausgasungsgründen, d. heißt Belastung der Atemluft durch chemische Prozesse bei Möbeln und Einrichtungsgegenständen,
aus Feuchtigkeitsgründen, die mannigfaltig durch unser Leben im Haus entstehen wie z.B. Duschen und Baden, Kochen und Wäschen, Arbeiten verschiedenster Art, Schlafen, Topfpflanzen. . . .und eben wohnen.

Bei der nachträglichen Innendämmung gibt es natürlich etliche Punkte die fachmännisch zu beachten sind. Gerade da werden viele Fehler gemacht, da kapillaraktive Systeme die richtigen Auftragsstoffe benötigen.

Luftfeuchtigkeit die im Mauerwerk aufgenommen wird, muss ganz einfach auch wieder austreten können, das heißt über Verdunstung aus dem Mauerwerk und durch Lüftung abgeführt werden können. Gerade hier ist auch das richtige Anstellen von Möbeln zu beachten, immer etliche Zentimeter Zirkulationsraum hinter Möbeln, besonders an Außenwänden mit einplanen, ansonsten Schimmelgefahr.

Kältebrücken sind ebenfalls bei solider Innendämmung stark zu beachten. Gerade bei Anschlusswänden, die von der Außenwand in den Raum hineinbauen, ist es wichtig, die Innendämmung mit entsprechender Dampfsperre an den Wänden mit in den Raum zu bauen. Diese Innendämmung muss gerade in diesen Bereichen sehr sorgfältig ausgeführt werden (keine Kaltnester, damit keine Temperaturunterschiede an den Wänden auftreten) und sollte ruhig 60 cm und mehr an der Raumwand mitgeführt werden.

Foto: Werner Heider

Andreas Kuhn (Vordergrund, 2. Von links) beantwortet Fragen aus dem Plenum

Bei der Anlagentechnik zeigte Andreas Kuhn anhand von mehreren Bildern von neu installierten Heizungsanlagen, dass die Energieeinsparung anscheinend noch nicht bei allen angekommen ist. Selbst die Firmen zeigen bei ihren Montagen, dass sie Fehler mit einbauen. Obwohl heute die richtige Dämmstärke von Heizungsrohren kein Problem mehr darstellt, blieben Flansche und Rohrarmaturen auf den Bildern total ungedämmt und strahlten ihre Heizungswärme ungehindert ab. Je nach Rohrleitungsdurchmesser, so das Diagramm von Andreas Kuhn, mit Verlustwerten bis 80 %.

Zum Abschluss seines Vortrages ging Andreas Kuhn noch auf die Anlagentechnik, hier auf die Optimierung von Heizungsanlagen ein. Hier sollte auf jeden Fall ein Fachmann mit zu Rate gezogen werden, damit die Heizungsanlage richtig bemessen wird, das heißt z. B. die richtige Kesselgröße oder bei Neubauten die komplette Neueinrichtung einer kombinierten Heizungsanlage mit Warmwasseraufbereitung oder anderen möglichen Heizungskonfigurationen. Auch ein Umbau einer bestehenden Heizungsanlage kann sich rechnen, muss dann aber genauestens auf die Bausubstanz und das Umfeld ausgelegt sein. Hier gibt es also vieles zu beachten.

Förderprogramme über die BAFA (Bundesamt für Ausfuhrkontrolle) für energieeffizientes Sanieren stehen über die KfW ebenfalls zur Verfügung. Da sind aber die Richtlinien und die Voraussetzungen genauestens einzuhalten, damit diese Unterstützungsgelder vom Staat fließen. Des Weiteren verwies Andreas Kuhn noch auf die Nachrüstpflichten von Heizungsanlagen und Gebäuden, die der Gesetzgeber herausgegeben hat. Wichtig wiederum dabei nochmals die richtige Dämmstärke von Heizungsrohren und Armaturen. Zum Schluss eine Faustregel für die richtige Dicke einer Rohrdämmung: Der Innendurchmesser des Heizungsrohres entspricht der Dicke des Dämmmaterials um das Heizungsrohr.

Foto: Werner Heider

Reinhard Marian bedankt sich bei Architekt Andreas Kuhn für seinen Vortrag.

Der 1. Vorsitzende Reinhard Marian bedankte sich bei Architekt Andreas Kuhn mit einem Geschenk für den wiederum tollen Vortrag. Gleichzeitig bedankte er sich bei allen VSB-Mitgliedern für ihr großes Interesse und ihre Teilnahme.

Foto: Werner Heider

Fritz Koall wird für seine 40. Teilnahme an einem VSB-Treff geehrt.

Zum Abschluss konnte Reinhard Marian Markus Dietzen zur 10. Teilnahme an einem VSB-Treff und unserem Schatzmeister Fritz Koall zur 40.Teilnahme an einem VSB-Treff gratulieren. Beide erhielten ein Weingeschenk.

Reinhard Marian

 

 

 

 

 

 

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